Private Sky
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Eine Stimme irgendwo zwischen Cave und Cohen – entlang fragiler Piano Linien und dunkler bluesgetränkter Gitarrenriffs. Da und dort ein Jazzakkord, eine Slide-Gitarre, eine gute alte Rockorgel. Die neun Songs auf dem ersten Album von c:loud ziehen viele Register. Egal welches Genre zitiert wird, bleibt die eigene Note stets erkennbar. Es ist ein eher dunkler, in Moll gehaltener Grundton, der auf den im Studio live eingespielten Tracks variiert und kongenial getextet wird. Ein Debüt, das wohl nicht ganz zufällig nach Spätwerk klingt.
A voice somewhere between Cave and Cohen, fragile harmonies with jazzy, sometimes almost classical touches, detours to alternative, echoes of new blues and Americana form an audio universe that is as complex as it is harmonious.If you allow yourself to get involved, the music and lyrics develop a pull effect for individual self-exploration. The album title alone suggests that this is definitely not a mass-produced album. But it remains a digestible ego trip, definitely made for listening. A debut that - probably not coincidentally - also sounds like a late work
Die Songs
The Mercury grave
Eine mystisch-dystopische Näherung an Entstehen und Vergehen, im Wechsel von Dur und Moll gesetzt. Der Himmel ein gelber Vorhang, der alles verschlingt, das Meer aus Quecksilber. Die zunächst fragile Instrumentierung, getragen nur von Klavier, Gitarre und Stimme, steigert sich zu einem beinahe orchestralen Finale. Ein schwieriger, ein gewichtiger Opener.
Who put
Synth, Bass und Drums starten einen 70er Jahre Funk Groove, ein schräge Gitarre garniert die existentiellen Frage, wer um alles in der Welt alles in die Welt gesetzt hat, und gleich für alles auch ein passendes Ende dazu. Der Song hat auch eines, der Funk verbindet sich mit Americana Klängen, die Gitarre klingt auf einmal irgendwie nach Knopfler oder Cooder und dann endet alles exakt am Beat.
Waiting for the waiter
Country, ernsthaft? Irgendwie schon, irgendwie aber auch nicht.
Da hebt eine Slide-Gitarre an, ein bisschen wehleidig, knapp vorbei am Wiener Lied. Und die Melodica ziseliert die Szenerie eines auf den Kellner wartendes Paares, frisch getrennt oder frisch zusammen, Genaues weiß man nicht. Alles könnte so einfach sein, ist es aber nicht. Stück für Stück bröckelt die Idylle, während sie noch immer warten und an der Bar singen schon alle den Refrain mit. Es klingt wie das Echo einer kaputten Beziehung.
Part of the game
Ein klassisches up-tempo Bluesriff ist das Fundament für den ,clash of cultures‘, der im Song zitiert wird. Keine Seite wird verschont, es herrscht Einstand in einem Match, das eigentlich zum Schämen ist. Derweil stampft der Beat electro-bluesartig weiter. Standesgemäß zerrt die Bluesharp und die gute alte Rockorgel nimmt Fahrt auf. Und doch spürt man in jeder Sekunde, dass der Blues hier nur Form und nicht Inhalt ist.
Lucifer
Der Teufel schläft nicht - das macht schon das Gitarrenintro zu Beginn klar. Umso mehr, wenn er als Feuerteufel kommt, der mit der Sehnsucht nach dem Verbotenen spielt. A fire is a man‘s desire… Der Song mit dem markanten Gitarrenriff im Wechsel von 3/4 und 4/4 Takt ist sicherlich eines der Highlights des Albums. Der diabolische Schlusschor mit den treibenden Drum Fills heizt nochmals ein. Die Hölle scheint nicht mehr weit.
Just black
Das Album hätte auch heaven and hell heißen können, denn schon steht wieder der Himmel im Fokus. Es ist achtzig Tage her, seitdem er sich plötzlich schwarz färbte. Die jazzige Ballade kommt in Dur daher, als harmonischer Kontrapunkt zum mollschweren Text. Reduziert starten Klavier, Gitarre und Stimme, bevor die drum brushes einsetzen und der Bass die Melodieführung übernimmt. No blue, just black…
On dust and time
Eine scharfe Telecaster schneidet zu Beginn durch den kubaesken Rhythmus, der den Song trägt. Er spielt in Tanger und in Spanien und es tauchen vier Männer in Djallabahs auf - einer traditionellen marokkanischen Tracht - sowie ein Mädchen mit einer Zitronenhand. Was genau es damit auf sich hat, bleibt offen, aber man kann es erahnen, an der Art, wie das Piano die Lyrics umspielt. Und am Refrain, in dem es darum geht, dass das Leben im Prinzip nur eine Theorie ist.
Kingdom of sunken dreams
Wohl das artifiziellste Stück des Albums: Harmonie- und Dynamikwechsel, Jazzlinien, Rockpassagen und ein König, der Zeit stiehlt. Sein Königreich aus sunken dreams und jolly fears bewohnen wir - früher oder später - offenbar alle.
You don‘t believe in it
Der outro Song ist - wie viele Passagen zuvor - reduziert auf Stimme, Klavier und Gitarre. Diese Intimität steht ihm gut, intensiv gerät er und überzeugend in der Darstellung, wie es sich anfühlt, sich selbst zu belügen. Das Piano zimmert einen Raum, aus dem es kein Entrinnen gibt und die Gitarrenlinie scheint die Träne nachzuzeichnen, an die jemand nicht glauben will. Sie rinnt tatsächlich förmlich in den epischen Moll-Schlussakkord, formal zugleich ein da capo des Intros.